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Der Parteiencheck

Wie energieeffizient sind die Websites der demokratischen Parteien?

2. September 2021

Die Bundestagswahl 2021 steht vor der Tür – Nachhaltigkeit ist dabei ein wichtiges Thema. Doch inwieweit denken die demokratischen Parteien digitale Nachhaltigkeit auch bei der eigenen Website mit? Wir von °Cleaner Web finden: Es ist der perfekte Zeitpunkt für einen Parteiencheck und haben uns die Websites der Parteien FDP, die Grünen, die Linke, SPD und CDU genauer angeschaut. Fazit: Es geht besser, als manche Parteien es vormachen!

Das Internet braucht mehr Nachhaltigkeit

Das Internet ist unser alltäglicher Begleiter. Wir nutzen es für die Navigation in die nächste Stadt, für das Buchen unserer Fahrtickets oder zum Binge-Watching auf Netflix & Co. Dabei produziert jeder einzelne Klick CO₂. Nicht nur die Nutzung, sondern auch das Speichern und Transferieren dieser riesigen Datenmengen belasten die Umwelt.

Schon gewusst, dass …

Wir möchten das ändern und für Aufklärung sorgen. Denn nachhaltigere Lösungen gibt es schon längst. Nur werden diese noch nicht konsequent genug angewandt.

FDP, die Grünen, die Linke, SPD und CDU: Wie schneiden die Websites dieser Parteien ab?

Das Thema Klimaschutz ist heute wichtiger denn je. Unsere Erde steht buchstäblich in Flammen! Es muss sich dringend etwas ändern. Die Erwartungen an die Regierungsparteien sind daher groß.

Bisher spielt das Internet in der politischen Debatte rund um Klimaschutz eine untergeordnete Rolle – zu Unrecht, finden wir. Zur Erreichung der Klimaziele müssen wir alle wichtigen Hebel nutzen. Auch energieeffiziente Websites und digitale Anwendungen sind ein nicht zu vernachlässigender Baustein im Kampf gegen den Klimawandel.

So haben wir getestet

Wie klimafreundlich surfen die Wahlkämpfer:innen? Wir haben die Websites der fünf im Bundestag vertretenen demokratischen Parteien auf den Prüfstand gestellt. Dafür nutzen wir feste Prüfkriterien, die uns erlauben, eine Website auf Energieeffizienz zu beurteilen.

Großes Kriterium ist der CO₂-Verbrauch pro Seitenaufruf. Jede Website braucht außerdem Strom, welcher aus erneuerbaren Energien gewonnen werden sollte, sogenanntes Green Hosting. Entscheidend für den Datenverbrauch ist zudem der Einsatz von datensparsamen Technologien. Durch Lazy Loading und Caching lädt eine Website nur die Informationen, die gerade gebraucht werden und nutzt diese auf dem Gerät des Users für den nächsten Seitenaufruf. Auch komprimierte Bilder und Videos ohne Autoplay, jeweils nur so groß wie nötig, machen eine Website schlanker und damit nachhaltiger.

Die Cleaner-Web-Initiative

Wir setzen uns für ein klimabewusstes Internet ein. Denn wir finden: Wir brauchen endlich einen Standard für Nachhaltigkeit im Internet! Dazu haben wir ein Siegel entwickelt und verfolgen langfristige Ziele – für ein klimafreundlicheres Internet für alle!

FDP

Die FDP hat von allen getesteten Parteien die kleinste Website mit einer Größe von 0,8 MB. Deswegen schneidet auch ihr geringer CO₂-Verbrauch mit 0,46 g pro Seitenaufruf sehr gut ab. Wahrscheinlich würde die Website noch leichter werden, würde da nicht dieser mächtige Wahlwerbespot sein. Denn Videos fressen eine große Menge an Strom und Daten.

Weiterhin positiv hervorzuheben: Das Video wird nicht automatisch abgespielt, die Bilder sind passend komprimiert und es werden Technologien für Caching, Lazy Loading und HTTP2 genutzt. Da hat die Webagentur einen guten Job gemacht! Das einzige Manko: Der Webhoster, auf dem die Website liegt, ist nicht grün.

Die Grünen

Die FDP wird dicht gefolgt von der Website der Grünen: Ihr CO₂ Verbrauch liegt bei 0,8 g pro Aufruf bei einer Websitegröße von 1,45 MB. Auch in allen anderen Kriterien performt die Website vorbildlich: Lazy Loading, kein Video-Autoplay, entsprechende Bildkomprimierung, Caching, HTTP2 – alles da.

Sogar in Sachen Hosting setzen die Grünen auf grün, im Übrigen als einzige Partei im Websitecheck.

Die Linke

Was die Größe und den CO₂ Verbrauch angeht, macht die Linke im Vergleich zur FDP und zur Grünen einen größeren Sprung in unserem Vergleich (4,6 g CO₂ pro Seitenaufruf bei einer Größe von 8,3 MB). Damit liegt die Website der Linken im Mittelfeld und ist befriedigend. Es wird kein Green Hosting und kein HTTP2 genutzt. Auch das Video-Autoplay ist eingeschaltet, die Bilder allerdings komprimiert.

SPD

Die Website der SPD verursacht 6,2 g CO₂ pro Seitenaufruf. Das liegt auch daran, dass die Website mit 11,16 MB sehr groß ist. Zwar wird darauf geachtet, dass Videos nicht automatisch abgespielt werden, die Website fällt aber in unseren anderen Kriterien wie Green Hosting, Lazy Loading oder Bildkomprimierung durch.

CDU

Schlusslicht in unserem Websitecheck der Parteien ist die CDU. Ihre Website ist von allen am größten (11,4 MB) und verbraucht ganze 6,4 g CO₂ pro Seitenaufruf – 14 mal soviel wie die Website der FDP. Bei einer monatlichen Besucherzahl von rund 279.000 Usern macht das satte 1,8 Tonnen CO₂ im Monat! Zudem wurde keine der schon erwähnten nachhaltigen Websitekriterien erfüllt.

Fazit: CDU, SPD und die Linke könnten über 16 Tonnen CO₂ im Wahlkampf einsparen

16 Tonnen! Diese Zahl entsteht durch eine rechnerische Gegenüberstellung der “zwei guten” gegen die “drei schlechten” Websites in einem Zeitrahmen von vier Monaten.

In unserem Websitecheck schnitten ganz klar die FDP und die Grünen am besten ab. Ein einmaliger Aufruf beider Websites verursacht weniger als 1g CO₂ – das ist wirklich gut.

Im Gegensatz dazu stehen die drei Websites der Linken, SPD und CDU. Während die Website der Linken auch nur befriedigend performt, schneiden die Websites der SPD und CDU mit Abstand am schlechtesten ab.

… und kurz zur AFD

Mal ganz abgesehen von der Frage, ob es sich bei der Partei überhaupt um eine demokratische Partei im engeren Sinne handelt, ist die AFD-Website schon beim ersten Kurz-Audit mit Sang und Klang durchgefallen. Über 460 verschiedene Dateien mit in Summe 7,5 MB Daten und einer Ladezeit von über 13 Sekunden schrecken nicht nur ab. Die Bilddateien kommen falsch skaliert und die weiteren Dateien sind schlecht in ihrer Größe reduziert. Der Server braucht für die erste Antwort so lange, dass davon auszugehen ist, dass hier kein Caching am Server stattfindet, was für einen deutlich erhöhten Stromverbrauch am Server sorgt. Noch dazu lädt die Website ein externes Skript mit einer gefährlichen Sicherheitslücke.

Kurz: Ein Beispiel, wie man fast alles falsch machen kann, wenn man eine nutzer:innen-, klima- oder suchmaschinenfreundliche Website erstellen möchte.

Diverse Vorteile von energieeffizienten Websites

Durch nachhaltiges Webdesign und clever eingesetzte Technologien lassen sich Websites ökologischer gestalten. Das Tolle daran: Der CO₂-Fußabdruck einer gewöhnlichen Website kann so meist recht einfach mehr als halbiert werden.

Doch es gibt noch weitere Vorteile:

  • Nachhaltig designte Websites sind in der Regel barriereärmer und inklusiver d.h. sie sind auch für Menschen mit einer Beeinträchtigung leichter zugänglich.
  • Klimafreundliche Websites sind suchmaschinenfreundlicher, da viel Wert auf die Zugänglichkeit und Performance der Website gelegt wird.
  • Durch ein schlankes Design, einen schlanken Code und dem Reuse-Prinzip laden die Websites schneller.
  • Der geringere Datenverbrauch wirkt sich nicht nur positiv auf den Stromverbrauch der Rechenzentren aus, sondern auch positiv auf die Akkulaufzeit der mobilen Endgeräte.
  • Eine nachhaltige Website benötigt weniger Datenvolumen. Das spart den Nutzer:innen sogar noch bares Geld – und der Natur ihre wertvollen Ressourcen.

Aufruf an alle Parteien: Lasst uns das Internet beim Klimaschutz mitdenken!

Wir sind fest davon überzeugt, dass das Thema “CO₂-Verbrauch des Internets” stärker in den öffentlichen Fokus rücken muss. Wir wissen, dass Websites nur ein kleiner Hebel im gesamten Klimaschutzprogramm sind. Doch jeder kleine Hebel zählt! Webdesign kann energieeffizient gestaltet werden. Unser Websitecheck der Parteien soll genau hierfür Anregung geben – und nicht zu Wahl oder Nicht-Wahl bestimmter Parteien aufrufen.

Impact-Report und °Cleaner-Web-Siegel

Wir prüfen Websites auf ihren CO₂-Fußabdruck und stellen eine Liste mit konkreten Schritten bereit, um die eigene Website (noch) grüner zu machen. Genügt die Website den Anforderungen, können Website-Betreibende das °Cleaner-Web-Siegel beantragen.

Dieser Artikel ist ein Teil unseres Blogs. Dort schreiben wir über unsere Ideen für klimabewusstere Websites und wollen Wege aufzeigen, wie Seitenbetreiber:innen, Designer:innen und Entwickler:innen hier selbst Schritte setzen können.

Diese Antwort wurde vom °Cleaner Web Team geschrieben. Anregungen, Ideen und Fragen dazu gerne an unsere E-Mail-Adresse [email protected].